- Vizita - …wie ein alter Hund unser Leben verschönert hat…

Wie ihr alle wisst, liegen uns immer die alten Tiere sehr am Herzen und wir freuen uns jedes Mal darüber, wenn sich Menschen finden, die auch einem alten Tier eine Chance geben. Nun haben wir diese wunderschöne Geschichte von Frau Brinkmann und ihrer Familie bekommen, bei der die alte Anni aus Baja ihr neues liebevolles Zuhause gefunden hat. Die Geschichte handelt von Vizita, einem alten 17jährigen Hundemädchen aus Polen, die vor Anni bei Familie Brinkmann ihr spätes Glück gefunden hatte. Diese Geschichte ist so rührend und so voller Gefühl, dass wir sie euch auf keinen Fall vorenthalten möchten und hoffen, dass sie noch viele andere Herzen berührt und vielleicht auch den einen oder anderen Menschen dazu ermutigt, sich ebenfalls eines alten Tieres anzunehmen und ihm, nach einem schlimmen und schweren Leben, noch Liebe und Geborgenheit zu schenken.
Dankeschön, liebe Fam. Brinkmann, für diese wunderschönen Zeilen.

~ Vizita ~
…wie ein alter Hund unser Leben verschönert hat…

... Wir wollten schon länger einen Hund aus dem Tierheim holen.
Egal, was für einen Hund – sie sind doch alle schön und liebenswert. Nur vielleicht nicht zuuuu alt, man möchte ja ganz viel Zeit mit seinem Hund haben…

Eines Tages war die Anzeige mit der süßen 15-jährigen (unser Tierarzt schätzte sie auf 17 J) Vizita in der Zeitung, leider taub und ihre wunderschönen Kulleraugen konnten nicht mehr viel sehen. Wir waren uns sofort einig, dass dieser süße Schatz zu uns gehört! Also fuhren wir lange vor der Öffnungszeit des Tierheims los, um sie zu holen. Wir durften unsere Zita sofort mitnehmen – wir waren die Einzigen, die sich für sie interessiert haben…

Wir wussten, dass wir nicht ganz so viele gemeinsame Jahre haben werden, darum wurde die Zeit, die wir mit der Kleinen hatten, besonders intensiv genutzt. Wir sind sehr dankbar dafür und wir haben viel von Zita gelernt!

Bisher hatte sie es in ihrem Leben gar nicht gut gehabt. Sie kam ursprünglich aus Polen, hätte den Winter aber dort im Tierheim wahrscheinlich nicht überlebt, erzählte uns die Tierheimleiterin.


Vom ersten Tag an war Vizita uns so vertraut, als hätten wir sie schon immer bei uns gehabt. Unsere Familie hat uns für verrückt erklärt, einen so alten und kranken Hund aufzunehmen.
- Aber alle haben sich ganz schnell in Zitas Kulleraugen und ihr sanftes und freundliches Wesen verliebt!!!


Wir hatten früher schon Hunde, die bei uns alt geworden sind, aber noch keinen, der schon alt war und noch dazu taub. Also haben wir uns Bücher über alte und behinderte Hunde angeschafft (uuunbedingt lesen: Anders – aber trotzdem glücklich | Hunde mit Handicap von Anke Dalder, MariPosa Verlag!!!).


Aber „Bella“ („die Schöne“ war ihr Spitzname J) hat es uns so leicht gemacht. Sie ist sehr gut mit ihrer Taubheit zurechtgekommen. Und obwohl sie uns eigentlich gar nicht hören konnte, haben wir immer mit ihr gesprochen und sie gelobt – und das hat sie auch gemerkt!




An ihrem ersten Tag im neuen Zuhause hat sie zuerst Haus und Garten erkundet, Körbchen und Sofa inspiziert und ordentlich gefuttert. Dann hat sie sich für ein warmes Plätzchen im Wohnzimmer entschieden und erst mal ausgiebig geschlafen. Als wäre es immer schon so gewesen!


Zita kannte noch nicht viel, hat aber unglaublich schnell ganz viel gelernt! Man konnte mit ihr spielen (am liebsten Schnüffelspiele, die Nase funktionierte einwandfrei J !), herrliche Spaziergänge machen, Auto fahren, sie war superlieb, wenn wir irgendwo zu Besuch waren oder selbst welchen bekamen. Sie hat im Garten gebuddelt und (ein bisschen) getobt
– und Mäuse aufgescheucht. Und wenn’s mal gar nicht anders ging, konnte sie auch alleine bleiben. Dann hat sie geschlafen und wenn wir wieder da waren, war Zita wieder fit für ausgelassenste Freudentänze!

Und sie war richtig zauberhaft mit unseren Töchtern. Zita ließ sich knuddeln und schmusen und wollte einfach nur dabei sein: dafür legte sie sich mit schönster Selbstverständlichkeit mitten in kunstvoll aufgebaute Lego-Landschaften (unter anderem J)!

Wenn wir mit ihr unterwegs waren, wurden wir ganz oft auf sie angesprochen. Und wenn wir erzählt haben wie alt unsere Maus ist und dass sie noch nicht so lange bei uns ist, haben die Meisten das „ganz, ganz toll“ gefunden, „könnten sowas aber selber nicht!“.
Wir haben dann immer gesagt:“ Schade! Ihr verpasst was ganz wunderschönes und großartiges!“


Zita blühte von Tag zu Tag mehr auf. Es war eine grenzenlose Freude für uns, daran teilhaben zu dürfen. Und es hat uns unglaublich berührt, wie sehr sie uns vertraut hat. Als nach ungefähr sechs Wochen zwei Damen vom Tierheim zur Nachkontrolle kamen, lag unser Hündchen auf einer Decke neben uns und war am Dösen. Hat sich aufgerappelt, schwanzwedelnd die beiden begrüßt und sich dann ein Zimmer weiter gelegt, so dass sie alles im Blick hatte („Ich geh aber nicht wieder mit!“) und ist erst wieder rausgekommen, als die Damen gegangen sind. Darüber haben sich die beiden noch beim Weggehen amüsiert!!!

Leider stellten sich starke gesundheitliche Probleme heraus: schlimme Arthrose im ganzen Körper und große Probleme mit den Nieren. Zita bekam Spritzen, Medikamente und eine Nierendiät. Obwohl sie in ihrem Leben schon so viel mitgemacht hat, war sie immer so ruhig und gelassen. Und unendlich tapfer! Sie kam uns irgendwie weise vor…


Ein gutes halbes Jahr schien sich alles gesundheitlich gut eingespielt zu haben. Bella war zwar sehr krank, zeigte aber immer Lebensfreude und Lebenswillen!!!
Und wir wollten es gar nicht wahrhaben: nach sieben wunderschönen Monaten ging es ihr zusehends schlechter. Zita konnte sich kaum noch auf den Beinchen halten, wir mussten sie tragen, wenn sie ihr Geschäft machen wollte (im liegen!). Sie hatte so starke Schmerzen, trotz vieler starker Schmerzmittel … Und der Tierarzt, der sich immer sehr um sie bemüht hat, konnte ihr nicht mehr helfen. Wir wollten unsere Maus behalten und hätten alles dafür getan – aber leiden sollte unser Hund nicht!!!
Wir konnten es kaum ertragen, sie gehen zu lassen. Der letzte Besuch beim Tierarzt sollte so sein wie immer, damit Zita keine Angst bekommt. Also lag sie wie immer in meinen Armen auf ihrer Lieblingsdecke und bekam eine Spritze …
Unser geliebter Hund ist ganz ruhig in meinen Armen für immer eingeschlafen…

Wir vermissen sie so sehr: ihr fröhliches Brummen und Glucksen, wenn man ihr ihren Napf hingestellt hat, ihre Art wie sie ihre gesprenkelten Vorderpfötchen immer übereinandergelegt hat, ihr leises schnarchen, ihren Duft – einfach alles.

 

Wir können – und wollen – unsere Zitamaus nicht ersetzen, aber wir sind ganz, ganz sicher, dass es gut und richtig ist, das ein oder andere Plätzchen in der Familie an andere kleine Hundeseelen zu vergeben. Es gibt so furchtbar viele gequälte Hunde, die dringend ein schönes und sicheres Zuhause brauchen!!!

Für uns bleibt die Zeit mit Zita ganz, ganz kostbar und wunderschön – bei uns ist immer ein Platz frei für einen alten Hund!!!

 


~Nicht jede Hand ist es wert gehalten zu werden – aber jede Pfote!!! ~