Unsere Fahrt führte uns dieses Mal bis nach Südungarn ins schöne Städtchen Baja. Nachdem wir unglaubliches Glück mit dem Wetter hatten und der Blick über die Berge in Österreich eine Wohltat für die Seele war, jedoch abends leider über 1,5 Stunden in einem Stau vor Budapest stehen mussten, kamen wir nach über 15 stündiger Autofahrt, zwar müde, aber glücklich in Baja an.
Am nächsten Morgen fuhren wir zu unserem Grundstück. Die Sonne schien und wir hatten ein weng das Gefühl wie "nach Hause kommen". Da das gesamte Grundstück von Bäumen umsäumt ist und man von hier aus nichts von der Außenwelt mitbekommt, verleiht es ein Gefühl der Stille und des Friedens. In Anbetracht dessen, dass man draußen in den Dörfern so viel Tierleid sieht und ertragen muss, ist es ein Ort der Erholung. Wir hoffen sehr, dass sich diese Atmosphäre nicht nur auf die Menschen, sondern auch auf die in Zukunft hier lebenden Tiere überträgt und ihnen hilft das Schreckliche in ihrem bisherigen Leben ein wenig zu vergessen.
In den nächsten Tagen sollen unsere ersten 7 Zwinger mit einem Dach und einem Untergrund versehen werden, so dass tatsächlich die ersten Hunde aus der Tötungsstation bald einziehen können. Wir sind heilfroh darüber, denn der sich anschließende Besuch der Tötung brachte uns ganz schnell zurück in die brutale Realität. In solch einem Moment wird einem sofort bewusst wie wertvoll und wichtig es für die Tiere dort ist, dass in Baja die Möglichkeit bzw. ein Ort für den Tierschutz entsteht.
Einige Hunde konnten wir bereits reservieren und einige durften mit uns reisen. Wie z.B. die kleine 8jährige Essy. Auch sie hat, wie all die anderen hier, bis jetzt nichts Schönes in ihrem Leben gehabt. Durch Menschenhand ausgenutzt und schließlich "weggeworfen".
Nachdem die Hunde, die mit uns fahren durften, in ihren Boxen im Auto verstaut waren, fuhren wir, wie immer mit schwerem Herzen und den vielen zurückgelassenen traurigen Hundeaugen vor unserm geistigen Auge davon. Die Ungewissheit was aus jedem einzelnen Hund in Zukunft wird, ist dabei oft unerträglich.
Unser Weg führte uns nun zu einem Mann, einem Alkoholiker, der seine beiden Dackel loswerden wollte. Da er die Hunde bereits schon lange Zeit anbot, aber keiner sie haben wollte, durften wir sie holen. Die beiden Hundebrüder lebten bis dato zwischen Dreck und Müll. "Klaus und Claus", wie wir die Beiden tauften, durften mit ins Tierheim. Wir hoffen, dass sich bald ein Plätzchen für beide in Deutschland auftut und wir die "Langnäschen" holen können.
Weiter ging es ins Tierheim. Hier wurden die mitgebrachten Hunde erst einmal versorgt.
Bei unserem Gang durchs Tierheim gab es, wie immer natürlich viele neue "Hundegesichter", die wir noch nicht kannten und die noch voller Zuversicht und Elan nach vorne kamen um uns zu begrüssen.
Es gibt aber auch Hundeseelen im TH, die wir gut kennen und dort schon so lange Zeit sitzen. Die vielleicht noch Hoffnung in sich tragen oder aber auch bereits abgeschlossen haben und nicht mehr daran glauben, dass ein Mensch sich noch einmal für sie interessiert und sie mitnimmt. Wie z.B. LUNA, die alte Schäfihündin. In Ungarn hat sie mit ihren 9 Jahren keine Chance mehr auf ein Zuhause. Wir haben Luna bereits mehrfach gepostet. Leider hat sich absolut niemand für sie gemeldet. An diesem Tag sahen wir sie an und wurden traurig. Luna ist eine so brave und liebe Hündin, die damals in sehr schlechtem Zustand von ihrem Besitzer im TH abgegeben wurde. Ihr Leben hat sie sicher irgendwo als Hof- oder gar Kettenhund verbringen müssen. Jetzt ist sie hier, liegt wieder auf hartem und kaltem Betonboden und wird ihr Leben auch wahrscheinlich hier zu Ende bringen müssen, ohne nicht wenigstens einmal etwas von Zuwendung und Liebe erfahren zu haben.
Es tut schon sehr weh in solch einem Moment weiter zu gehen. Weiter zu den Hunden, wie z.B. RONI, die zwar noch nicht so lange im TH sind oder vielleicht gar nicht so ein schlechtes Leben bis hierher hatten, aber dafür sensibler als andere Hunde auf den Stress reagieren und dadurch immens leiden, die "Welt nicht mehr verstehen" und körperlich immer mehr abbauen.
Weiter zu den Hunden wie IVAN. Älter, unverträglich und unverschuldet vor langer Zeit im TH abgegeben. Durch sein schlechtes Leben in manchen Situationen etwas ängstlich und vorsichtig aber trotzdem dem Menschen zugewandt und liebebedürftig. Was wird aus ihm? Für immer Isolation?
Weiter zu den Welpen, die bereits von Anfang an keine Chance hatten. Welpen, die im Dreck geboren und den Menschen nur von seiner schlechten Seite kennengelernt haben und nun voller Angst und Unsicherheit sind. Was wird aus ihnen? Was für eine Zukunft haben sie? Sie haben doch noch ihr ganzes Leben vor sich.
Weiter zu den vielen Katzen, die in solchen Ländern wie Ungarn überhaupt gar keine Lobby haben. Deren Leid und Qual im Verborgenen so unendlich groß und unaufhörlich ist.
So zieht sich das lange Band des Elends durch die Reihen. Auch wenn es jedes Mal nicht nur ein physischer sondern auch ein psychischer Kraftakt für uns ist, machen wir weiter. Natürlich werden es nicht alle Tiere schaffen aus dem Elend zu kommen, aber für die wenigen, die es am Ende doch schaffen lohnt es sich tausendfach.
Am nächsten Tag ging es dann mit unserer "wertvollen Fracht" wieder zurück Richtung Deutschland. Der Logenplatz hatte dieses Mal DORI, ein zartes und viel zu dünnes Vizslamädchen.
Obwohl wir nach solch einer Strapaze glücklich waren deutschen Boden zu betreten, sagte etwas in uns: Lasst uns bald wieder fahren!